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MIT WORTEN IDENTIFIZIEREN - Eine Hinführung

DISCLAIMER: Die Rühreikonstante ist eine Serie von Blogbeiträgen, die das Thema Identität anhand einzelner Themenbereiche und persönlicher Erfahrung darzustellen versucht. Ihr findet hier weder Lebenstipps noch den Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

WIE FANG ICH AM BESTEN AN?

Hallo, schön, dass ihr den Weg hierher gefunden habt. - Auch wenn ich mich bei dieser persönlichen "du/ihr/wir" Anrede am liebsten übergeben möchte, bleibe ich dabei. Irgendwie soll ja auch ein Austausch entstehen. (Solang ich euch nicht sagen muss, dass ihr "gaaanz, gaaaanz toll seid" und ich anfange euch Produkte vorzustellen, ist das auch für mich aushaltbar.)

 

Die Rühreikonstante war ursprünglich als Textreihe über meine verschiedenen "Männergeschichten" geplant, die Texte bisher waren witzig und haben manche Menschen echt ins Schwitzen gebracht... aber irgendwie finde ich es gerade spannender, die Vorkommnisse mit einer systematischeren Herangehensweise zu beschreiben und zu publizieren. Dabei ist anzumerken, dass die Situationen und Menschen, die ich beschreibe, zum einen der Vergangenheit angehören und zum anderen nicht mehr Teil meines Lebens sind. Sie sind anonymisiert. Menschen, zu denen ich noch Kontakt habe, werden gefragt, ob ihre Darstellung im Blog ok ist. Generell lässt sich aus dem Erzählen dieser Situationen keine Ableitung zu meinen jetzigen Lebensverhältnissen erzeugen. Mit wem ich was, wie, warum gerade tue, bleibt meine Sache. - Ich würde mich freuen, wenn das bei etwaigen Nachfragen berücksichtigt wird.

Wer schreibt hier überhaupt?

Du bist auf meiner fucking Website... also guck dich gefälligst um. Schreib mir bei Fragen. Und da es in diesem Schreibprojekt ja eh um das Hinterfragen von Kategorien geht, werd` ich hier ´nen Teufel tun und eine Tabelle mit Identitätswerten generieren. :P

Warum eine Beitragsserie und zu welchem thema überhaupt?

Wir leben in einer Welt der Verkürzungen und Plattitüden... und das stinkt mir. Weil sich die Welt überhaupt nicht so anfühlt. Gerade wenn es darum geht Sichtbarkeit zu erzeugen. - Und alles ist Marketing. Und seit dem Pride Month platzt mir regelmäßig der Kragen. Beim Pinkwashing angefangen bis hin zu dem Umstand, dass Sexualität in den Sozialen Medien zum Teil  als "lifestyle" verkauft wird... als wäre das etwas, dass ich wechseln kann, wie mir es gerade passt.

Dazu kommt, dass mir meine Pseudo-Bildungsbürger:innenbubble so ein bisschen auf den Sack geht. An irgendeiner Stelle ging der Witz verloren. - Und auch wenn ich weit davon weg bin, in die affektierten Künstler:innen - Kreise zurückzukehren, in denen ich mal ausgebildet worden bin, kommt dieses pseudo-sensitive noch oft genug durch. (Dazu wird es auch nochmal 'ne genauere Beleuchtung geben, wenn es heißt "OMG ich bin soooo sensibel und empathisch"  oder eben wirklich im Alltag Einschränkungen zu erleben, weil man mit der Reizüberflutung nicht klar kommt... aber dazu müssen wir erstmal noch andere Begriffe, wie z.B. KÖRPER und PERFORMANCE klären.)

Apropos Begriffe: Worte werden unser Hauptanker sein, um durch dieses Schreibprojekt zu wandeln... was 'ne Überraschung. Da die Beiträge oft auf persönlichen Erfahrungen beruhen, war zunächst die Überlegung, es chronologisch aufzubauen... macht aber am Ende keinen Sinn. Weil die Zusammenhänge sonst nicht deutlich werden. Wenn ich also zu  bestimmten Themen schreibe, dann können sich beschriebene Situationen wiederholen, weil ich sie unter einem anderen Blickwinkel betrachte. (Zum Beispiel: Ich beschreibe eine Date-Situation einmal unter dem Gesichtspunkt von heteronormativen Vorstellungen. Das dominiert mal einen Blogbeitrag. Im nächsten Monat kann ich über Religion und Sexualität schreiben, und wieder über diese Date-Situation schreiben, diesmal aber mit dem Schwerpunkt auf Frauen- und Männerbilder in einer religiösen Enkulturation. - Weil Menschen in mehreren Rollen zur gleichen Zeit stecken. Der Kunstgriff also, das so ein bisschen aufzudröseln. - In der Hoffnung, dass das auch irgendwie klappt. :)

Aber um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie diese ganzen Begriffe verhandelt werden können, muss ich viiiiiiel weiter ausholen. Gleichzeitig müssen die Begriffe für jeden Beitrag neu hinterfragt werden. Als Beispiel: In dem nächsten Blogbeitrag  wird es um die Kategorien von Sexualität gehen. - Ich bin der Meinung, dass diese Kategorien, so wie wir sie anwenden, überhaupt keine Aussage über Einzelpersonen enthalten können. Ich würde sie am liebsten Abschaffen. So, trotzdem werde ich Kategorien oder Wortbilder von Sexualität in den weiteren Blogbeiträgen verwenden, weil sich andere Menschen darüber identifizieren und es halt nicht wegzudenken ist. Gleichzeitig ist es beispielsweise ein GROßER Unterschied , wenn ich mir lesbische* Identitäten in den Medien anschaue, weil die Mechanismen anders funktionieren, als wenn ich davon berichte, dass andere Personen mir eine lesbische* Identität zuschreiben.

JEDER BEGRIFF WIRD IN EINER ANDEREN SITUATION UNTER EINER ANDEREN PERSPEKTIVE NOCHMAL ANDERS AUSGELEGT...

Hab's mal versucht in eine Grafik zu packen:

Viele Worte und kombiniert ergeben sie unendlich viele Bedeutungszuschreibungen. Und von der zeitlichen Komponente mal ganz zu schweigen... Dazu kommt noch, dass dies nur meine Perspektive ist. Ihr seht vermutlich nochmal alles ganz anders.

Jetzt könntet ihr fragen: Warum ist das wichtig?

Warum ist es wichtig, sich mit diesen Worten auseinanderzusetzen? Vielleicht auch gerade jetzt? Zumal wir doch im öffentlichen Diskurs schon sehr viel Leergerede zum Thema Gendergaga ertragen müssen. (Von beiden Seiten: Auf der einen Seite das Gendern als Bedrohung eines Konservativen Sprachbildes. - Auf der anderen Seite ebenfalls die Uneinsichtigkeit, dass Sprache sich auch langsam entwickeln darf und dass das Binnen-I nicht für eine bessere Moral steht, sondern mitunter auch eine Bildungs- und Milieusfrage ist.)

 

Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Unsere/meine Kultur ist text- und sprachbasiert. Erst wenn es für etwas einen Begriff gibt, kann dazu oder dagegen Stellung bezogen werden. Erst wenn es einen Begriff gibt, kann dieser am Diskurs teilnehmen. Worte machen sichtbar.

Der nächste Punkt ist unser digitales Leben. Alles ist inzwischen SEO-angepasst und Algorithmus gesteuert. Hashtags werden gefeiert und verleihen visuellen Medien Kontext. Dazu kommt die Verkürzungsplattform Twitter. Unsere Aufmerksamkeitspanne, die auch immer kürzer wird, bestimmt Marketingstrategien. Firmen und Influenzer:innen pinnen sich Begriffe aus Antidiskrimminierungskämpfen an und vertreiben damit ihre Produkte.

Das bedeutet, schnell zusammengefasst, dass eine merkwürdige Ästhetisierung von Begrifflichkeiten entsteht. LGBTQI+ Themen werden plötzlich in eine Lifestyle-Ecke gedrängt, die zwar auch im Thema steckt, aber nicht das Thema abbildet.

Sprache und Quellen

Wie ihr schon mitbekommen habt, schreibe ich so, wie ich auch sprechen würde. Mit allen Halbsätzen und verschluckten Vokalen, die mein Sprechen so mit sich bringt. Ich möchte möglichst nah an einer legeren Ausdrucksweise bleiben, weil das hier eben kein Blog ist um zu zeigen, was ich alles Tolles zum Thema weiß, sondern vielmehr Gedanken Abbilden soll, die mich so umtreiben. 

wissenschaftliche Texte

Das bringt mich zur Kontextualisierung, denn: ES GIBT SOOOO TOLLE THEORIEN! Und die helfen bei bestimmten Themen sicher weiter, umgekehrt geht es nicht darum in wissenschaftlichen Texten irgendeine Wahrheit zu finden. Oder anhand von Wissenschaft meiner Meinung Recht zu geben. Dazu kommt, dass auch diese Definitionen immer erklärt werden müssen. Es gibt keine einheitlichen wissenschaftliche Definition von irgendwelchen Begriffen.

Ich glaube aber, dass wir um so Metatheorien, wie zum Beispiel den Habitusbegriff oder Gender als Performance nicht herumkommen. Das sollte aber kein Problem sein. Ich gebe mein Bestes, euch die Quellen zugänglich zu machen.

spirituelle und Religiöse Texte

Ein Teil meiner Erfahrungen zu den Themen Gender und Sexualität habe ich leider in unschönen Erlebnissen gesammelt. Eine davon ist der Kontakt zu einem charismatisch-christlichen Mann, durch den ich dann auch in eben jene neureligiöse Strömung hineingerutscht bin. Das war vor meinem Zweitstudium. Aber durch das Religionswissenschaftsstudium konnte ich vieles aufarbeiten und eben jene schreckliche Erfahrungen doch noch für einen Erkenntnisprozess verwenden. Das ist sehr wichtig, ist aber für Menschen, die nicht so tief im Thema sind, etwas schwerer zu fassen. Wenn wir uns also mit religiösen Medien und religiösen Gefühlen beschäftigen, dann ist auf meine Erlebnisse bezogen und bezieht sich nicht auf alle christlichen Menschen. Und wie auch schon angemerkt, keine Person besteht nur aus einer Eigenschaft, trotzdem möchte ich die Verantwortung nicht auf ein anonymes, religiöses System schieben, sondern genauso Personen dafür sensibilisieren, dass man im Namen Gottes nicht alles ertragen muss.

Wir werden uns der Thematik nicht aus theologischer Perspektive nähern (bin ich auch nicht ausgebildet für), sondern uns anschauen, wie christliche Werte (im einzelnen eigentlich Gemeindeabhängig ausgelegt, im Allgemeinen trotzdem in Deutschland (leider immer noch) enkulturalisiert) auf verschiedenste Weise auf die Geschlechterdarstellung einwirken.

SPOILER: Leider kann ich zu dem Thema nicht forschen, weil's mir dann doch zu nahe geht. Aber ich schreibe einen Roman zum Thema: Das männliche Masturbationsverbot in charismatischen und evangelikalen Predigten und deren Umsetzung durch gläubige Männer im Hinblick auf das gelebte (wichtig, nicht das ideale) Frauenbild. - Dazu kann ich sehr viel erzählen.  Ist vermutlich 2027 fertig... 

Populäre Medien und Sachbücher

Verhält sich eigentlich genauso wie die ersten beiden Kategorien. Wir werfen das Konzept Wahrheit über den Haufen und schauen und ganz explorativ an, was es denn alles gibt und wie das alles verhandelt wird. Dabei habe ich natürlich trotzdem meine Perspektive und Erfahrung. Und da das hier ein Blogformat ist, schreibe ich auch einfach meine Meinung zu anderen Perspektiven hier rein. :)

So... reicht jetzt erstmal...

So viel zur Einführung. Ist inhaltlich noch nicht so relevant, finde es aber wichtig, dass ihr mal so 'nen Über-/Einblick bekommt.

 

Newsletter wird's nicht geben, weil mir das zu viel Arbeit ist. Theoretisch könnt ihr mir auf INSTAGRAM folgen. (Wenn ihr meine Story stummschaltet, dann ist das alles auch nicht so lästig und ihr seht quasi vielleicht einmal in der Woche ein Bild oder eben die Ankündigung für nen Blogbeitrag.) Regelmäßigkeit wird's nicht geben. Beziehungsweise lege ich mich da nicht fest.

 

Ich freue mich darauf von euch zu hören.

Bis dahin.